In meinem Beruf als Kinderzahnärztin sehe ich täglich, wie Kinder, aber auch ihre Eltern, leiden wenn es Probleme mit der kindlichen Mundgesundheit gibt.
Ob bei den täglichen Herausforderungen beim Zähneputzen, beim nächtlichen Stillen oder Flasche geben oder wie lange das Kind den Schnuller braucht, so viele Fragen rund um die Mundgesundheit sind mit Sorgen und Ängsten verbunden.
Keiner wünscht seinem Kindern eine Zahnspange, ein Loch, einen Abszess oder eine frühe Zahnbehandlung. Und trotzdem kommt es manchmal dazu. Selbst wenn wir alles in unserer Macht stehende tun, damit unsere Kinder gesund und unbeschwert aufwachsen, können wir sie nicht vor allem schützen.
Diese Erfahrung mit dem eigenen Kind zu machen, ist für viele Eltern unglaublich schwer, gerade wenn sie sich selbst oder dem Partner vielleicht Vorwürfe machen oder das Gefühl haben, ihrem Anspruch als Eltern nicht gerecht geworden zu sein. Diesen tiefen Schmerz habe ich oft gespürt.
Aus ihm ist mein Wunsch gewachsen, das Problem der kindlichen Karies nicht nur durch angewandtere Aufklärung zu adressieren, sondern die Eltern auch dort abzuholen, wo sie es emotional brauchen.
Wenn ich über Selbstfürsorge für Eltern spreche, dann meine ich damit eine innere Haltung, bei der wir uns selbst freundlich annehmen, mit all unseren Stärken und Schwächen.
Es erfordert Mut, sich ehrlich mit seinen Schwächen auseinanderzusetzen.
Auch wenn wir rational wissen, dass keiner perfekt ist und Fehltritte und Krisen zum Leben dazugehören, hoffen wir doch alle insgeheim, dass wir davon ausgenommen sind.
Wer diesen Mut hat, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen, statt zu resignieren, geht den ersten entscheidenden Schritt zu mehr Lebensfreude und Leichtigkeit. Und Leichtigkeit ist etwas, wonach wir uns alle als Eltern sehen, während wir die Verantwortung für das Wohl der uns anvertrauten Menschen tragen.
Deshalb finde ich es so wichtig, erstmal für sich zu benennen, was für Sorgen rund um die Mundgesundheit der eigenen Kinder mitschwingen.
Die Sorge vor Karies und Schmerzen? Die Sorge, dass das Kind gehänselt wird? Die Sorge, dass das Kind eine Zahnarztphobie bekommt? Die Sorge, dass das Kind die eigenen schlechten Erfahrungen mit den Zähnen später auch durchleben muss?
Alleine dem Sorgenkind einen Namen zu geben, hilft oft schon weiter.
Zu wissen, dass man mit diesen Sorgen nicht alleine ist, sondern sich mit anderen Eltern auzutauschen oder sich fachliches Wissen einzuholen, auch.
Gerade als Eltern sind unsere Tage, Handlungen und Gedanken so von den Bedürfnissen unserer Kinder bestimmt, dass uns manchmal gar keine Zeit bleibt, zu überlegen, was uns in stressigen Momenten Halt geben könnte.
Selbstfürsorge ist für mich der Versuch, sich täglich Momente im Alltag zu schaffen, an denen wir auftanken und reflektieren können. An denen wir uns unserer Sorgen bewusst werden und es trotzdem schaffen, sie ruhen zu lassen, auch wenn wir wissen, dass der nächste Zähneputzkampf, der nächste Zahnarztbesuch, das Flascheabgewöhnen oder die Ablösung vom Schnuller bevorsteht.
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