Selfcare ist in aller Munde. Oft assozieren wir damit ein Wellness-Gefühl, das viel mit me-time in Schaumbadewannen und wenig mit unserem Familienalltag zu tun hat. Für mich ist Selbstfürsorge eine innere Haltung, die unseren eigenen Wert anerkennt, und alles, was wir im Alltag dafür tun können, um uns daran zu erinnern. Gleichzeitig ist es die beste Art, genügend Kraft für die liebevolle Erfüllung der Bedürfnisse unserer Familienmitglieder zu haben.
Der Druck, der auf Eltern lastet
In unserem Alltag fühlen wir uns oft eher wie Maschinen, die ihre to do Listen und die Erwartungen aller um sich herum abarbeiten, ohne uns dabei selbst zu spüren oder mal eine Pause zu gönnen. Wieso sind unsere Erwartungen an uns selbst derart hoch?
Neben dem gesellschaftlichen Druck, immer glücklich und erfolgreich sein zu müssen, ist es auch die Art, wie wir mit uns selbst sprechen, die wir mit den Jahren verinnerlicht haben. Wir verurteilen uns für die kleinsten Fehltritte und erwarten von uns selbst Perfektion.
Eine gelebte Selbstfürsorge nimmt all diese Herausforderungen an und sucht nach einem Weg, ihnen so zu begegnen, damit wir uns wieder wie eine Person fühlen können.
Auch wenn wir gerade mit drei schreienden Kindern an einer langen Supermarktkasse anstehen und uns stattdessen am liebsten in Luft auflösen würden...
Gerade als Eltern mit der Verantwortung für kleine, hausgemachte Menschen setzen wir uns selbst unheimlich unter Druck. Wie geben alles, damit unsere Kinder geliebt, umsorgt und unbeschwert aufwachsen können. Wir möchten ihnen ein liebevolles Fundament geben, um später mit den Herausforderungen des Lebens souverän umgehen zu können.
Am besten gelingt uns dies, indem wir ihnen authentisch vorleben, wie wir mit unseren eigenen täglichen Herausforderungen, zu denen eben auch Erziehen gehört, umgehen.
Good-enough parenting
Über jeden Aspekt der Kindererziehung gibt es zahlreiche Ratgeber und Elternkurse. All diese professionelle Expertise kann uns das Gefühl geben, es gäbe eine "perfekte Art" seine Kinder großzuziehen und so etwas wie die "ideale Elternschaft".
Es gibt jedoch einen anderen Ansatz, der sich "good enough parenting" nennt.
Dabei kümmern wir uns so gut es geht und um die Bedürfnisse unserer Kinder und nehmen sie ernst, in dem Wissen, dass nicht jede unserer Reaktionen ideal sein wird. Es ist eben auch menschlich, nicht immer geduldig und verständnisvoll sein zu können. Haben wir in einer Siuation nicht so reagiert, wie wir es eigentlich möchten, können wir dies nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Kindern gegenüber, schuldfrei zugeben und zusammen eine Lösung finden.
Diese Art der selbstfürsorglichen Erziehung heißt, dass wir kleinen Fehlern und Begrenzungen unseres Eltern- und Menschseins Raum lassen. Damit leben wir unseren Kindern vor, dass Perfektion weder erreichbar, noch erstrebenswert ist.
Auch unseren Kindern gestehen wir Freiräume zu, eigene Erfahrungen machen zu dürfen und aus ihnen zu lernen.
Möchten wir diesen Ansatz leben, sollten wir auch für uns selbst die gleichen Maßstäbe anwenden, wie für unsere Kinder. Das bedeutet zu überprüfen, ob wir den Glaubenssätzen, die wir unseren Kindern mitgeben möchten, wirklich zustimmen. Hier eine kleine Übung:
Stimmst du diesen Aussagen zu?
- Ich bin ein wertvoller Mensch, auch wenn ich Fehler mache.
- Ich darf mir Hilfe holen, wenn ich nicht weiterweiß.
- Es ist ok, meine eigene Meinung zu vertreten.
- Es gibt Menschen, denen ich wichtig bin.
- Es ist wichtig, dass es mir gut geht und dass ich mich um mich selbst kümmere.
Selbst wenn es dir noch schwerfällt, diesen Meinungen zuzustimmen, kannst du üben, eine Freundlichkeit dir selbst gegenüber Schritt für Schritt anzunehmen.
In den weiteren Blogbeiträgen auf dieser Seite findest du dazu viele konkrete Hilfestellungen. Zum Beispiel, Wie du herausfinden kannst, was dir wichtig ist und wie du anfängst, dir Raum für das zu schaffen, was du brauchst.
Fazit
Die Kapazität, mit den Herausforderungen des Lebens zurecht zu kommen, hängt unweigerlich von unserem inneren Selbstwertgefühl ab.
Unsere Wahrnehmung dafür zu schulen und uns damit auseinanderzusetzen, ist keinesfalls eine überflüssige Nabelschau. Es ist die Grundlage für einen liebevollen Umgang mit sich selbst, einen gelassenen Erziehungsstil und eine stabile Familie, in der sich alle Mitglieder wertvoll fühlen.
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