In diesem Artikel erfährst du, was Kreidezähne sind, woran du sie erkennen kannst, was du darüber wissen solltest und welche Behandlunsoptionen es gibt.
Es gibt ein neues Schreckgespenst in der Zahnmedizin. Der Fachbegriff lautet Molaren-Inzisiven-Hypomineralisationsstörung, da vor allem die ersten bleibenden Backenzähne (die Molaren) und die Frontzähne (die Inzisiven) betroffen sind. Die meisten nennen es aber Kreidezähne, da diese Zähne weich und brüchig sind wie Kreide.
Was verursacht Kreidezähne?
Viele Eltern fragen mich ganz entsetzt, was sie denn falsch gemacht hätten. Bei den Milchzähnen gab es nie Probleme, und jetzt kommen die neuen Zähne und sind von Anfang an kaputt. Es ist mir wichtig zu betonen, dass niemanden eine Schuld trifft!
Auch die Wissenschaft rätselt seit Jahren, was dieses Phänomen auslöst. Das Problem ist, dass sich der Zahnschmelz der Front- und Backenzähne schon ab der Geburt entwickelt. Das macht es sehr schwierig, im Nachhinein festzustellen, was die Schädigung ausgelöst haben könnte. Zudem gibt es inziwschen auch eher untypische Varianten an den Milchzähnen oder anderen bleibenden Zähnen. Seit der ersten Beschreibung dieses Krankeitsbilds häufen sich die dokumentierten Fälle weltweit. Momentan wird angenommen, dass mehr als ein Faktor dafür verantwortlich ist. Es gibt verschiedene Vermutungen, die bisher allerdings nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. Dazu zählen unter anderem der Weichmacher Bisphenol-A aus Plastikflaschen, vermehrte (respiratorische) Kindeserkrankungen mit Gabe von Amoxicillin, Geburtskomplikationen oder Vitamin D Mangel.
Woran erkenne ich Kreidezähne?
Es gibt zwei Hauptkriterien, um Kreidezähne festzustellen. Die meisten geschädigten Zähne erkennt man an ihrer braunen Farbe. Jedoch gibt es sehr unterschiedliche Schweregrade. Manche Zähne haben nur einen klar umschriebenen braunen Fleck, andere sind komplett braun. Je mehr Zahnsubstanz betroffen ist und je dunkler die Farbe, desto höher ist der Schädigungsgrad. Bei manchen schweren Varianten ist der Zahn sehr rauh und hat eine veränderte Form.
Das zweite Kriterium kann sogar noch problematischer sein. Manche Kreidezähne reagieren wahnsinnig empfindlich auf Kälte. Sie können optisch sogar ganz gesund aussehen, sind jedoch so empfindlich, dass dein Kind Schmerzen beim Essen oder beim Zähneputzen hat. In den schwersten Fällen kommen beide Kriterien zusammen, die Zähne deines Kindes sind optisch stark verändert und extem temperaturempfindlich.
Was kann ich gegen Kreidezähne tun?
Da nicht geklärt ist, woher dieses Phänomen kommt, gibt es momentan keine Empfehlung, wie man es verhindern kann.
Hast du die Vermutung, dass die Zähne deines Kindes nicht richtig ausgebildet sind, solltest du unbedingt zum Zahnarzt gehen. Hier empfiehlt es sich, spezialisierte Kinderzahnärzte aufzusuchen, da sie die meisten Fälle sehen und die größte Erfahrung in der Behandlung dieser Zähne haben.
Am Besten äußerst du deine Vermutung gleich zu Beginn der Untersuchung, denn dann sollte kein Luftpuster zur Diagnostik verwendet werden. Dies kann bei betroffenen Zähne bereits solche Schmerzen auslösen, dass Kinder oft die weitere Kooperation verweigern.
Dein Kinderzahnarzt wird nun den Schweregrad feststellen und ein Behandlunskonzept mit dir besprechen. Es ist essentiell, dass die Putzbarkeit dieser Zähne gewährleistet ist, denn sonst haben sie keine gute Prognose. Bei überempfindlichen Zähnen gibt es verschiedene Mittel, um die Termperaturempfindlickeit herabzusetzen. Auch eine Fissurenversiegelung macht oft Sinn, da sie einen zusätzlichen Schutz vor Karies bietet. Mehr dazu erfährst du unter Was ist eine Fissurenversiegelung?
Ist von den Zähnen bereits etwas weggebrochen, müssen sie wieder aufgebaut werden. In vielen Fällen kann dies durch das Legen einer Füllung erreicht werden. Bei größeren Substanzdefekten kann unter Umständen eine konfektionierte Kinderkrone oder ein kieferorthopädisches Band die Zähne vorübergehend stabiliseren. In sehr schweren Fällen muss manchmal in Kooperation mit einem Kieferorthopäden überlegt werden, ob die Zähne zu erhalten sind oder lieber stattdessen die zweiten Backenzähne an ihre Stelle eingeordnet werden.
Was sollte ich noch über Kreidezähne wissen?
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass die Behandlung eines Kreidezahns manchmal sehr anstrengend sein kann für dein Kind. Für die meisten ist es der erste größere zahnärztliche Eingriff. Dazu kommt, dass sich Kreidezähne manchmal nicht ausreichend betäuben lassen. Dies kann dazu führen, dass dein Kind trotz Spritze den Zahn weiterhin während der Behandlung spürt. Deshalb empfehlen Kinderzahnärtze oft die Gabe von Ibuprofen vor der Behandlung. Zusätzlich kann Lachgas dabei helfen, dein Kind von der Behandlung abzulenken. In Fällen mit sehr viel Behandlungbedarf, eingeschränkter Kooperation und unzureichender Schmerzausschaltung ist manchmal die Behandlung in Vollnarkose zu empfehlen, um eine Traumatisierung deines Kindes zu verhindern.
Die gute Nachricht ist, dass gerade die Überempfindlichkeit vieler Kreidezähne mit der Zeit etwas nachlässt. Schmerzt der Zahn anfangs bei jedem Zähneputzen, kann er mit der richtigen Prophylaxe nach ein bis zwei Jahren oft völlig beschwerdefrei sein.
Fazit
Derzeit gibt es kaum ein Thema, welches Eltern, Kinder aber auch Zahnärzte vor so viele Probleme stellt. Bis heute ist ungeklärt, wie es zur Bildung von Kreidezähnen kommt. Manche Zähne sind dunkel verfärbt und porös, andere extrem temperaturempfindllich.
Die Erforschung dieser Erkrankung läuft auf Hochtouren und auch die angebotenen Therapiekonzepte haben sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Es gibt also Grund zur Hoffnung, dass sich auch dieses Schreckgespenst irgendwann zähmen lässt.
コメント